Mit Geschmack und Seele: Rezmas Reise von London nach Berlin

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Was 2024 damit begann, dass sie für Freunde bengalisches Soul Food kochte, weil sie die Aromen ihrer Heimat vermisste, hat sich zu einem reisenden Pop-up-Restaurant entwickelt, das bereits in New York, London, Melbourne, Mexiko-Stadt und darüber hinaus zu Gast war. Für Rezma ist Roti Mami „nicht nur Essen – es sind Geschichten, Musik, Identität und Gemeinschaft in einem“. Jedes Gericht erzählt eine Geschichte, und jedes Pop-up fühlt sich wie ein Fest an. „Roti Mami bedeutet mir alles. Es ist meine Verbindung zu meiner Kultur, meiner Großmutter, meiner Mutter”, sagt sie.

Wenn du in Berlin bist, solltest du dir nicht die Chance entgehen lassen, Roti Mamis Küche live zu erleben – bei ihren nächsten Events am 23., 24., 30. und 31. August im Geist im Glas in Neukölln.

Um mehr über ihre Geschichte und die Entstehung von Roti Mami zu erfahren, habe ich Rezma ein paar Fragen zu ihrem Werdegang als Köchin, ihrer Küche und ihrer Sicht auf die Food-Szene in und außerhalb Berlins gestellt.

Interview mit Rezma Rahman

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„Ich hatte Heimweh, also habe ich bengalische Gerichte gekocht und Leute eingeladen. Aus einem Abendessen wurden zehn, und dann ging es immer weiter. So entstand Roti Mami.“

Wie bist du Chefköchin geworden? Bitte erzähle mir deine Geschichte.

Ich bin in East London in einem Haus aufgewachsen, in dem das Essen im Mittelpunkt stand. Mein Vater ist Koch, aber meine Mutter und meine Großmutter waren die wahren Chefs in der Küche. Ich habe einfach gelernt, indem ich bei ihnen zugesehen, probiert und ihnen zugehört habe. Und natürlich, indem ich viel geholfen habe! Ich habe eine Zeit lang für Food-Media gearbeitet, unter anderem bei Saturday Kitchen. Ich mochte die Arbeit im Fernsehen, wollte mich aber mehr auf das Essen konzentrieren, also habe ich eine Zeit lang eine Kochschule besucht und bin dann nach Melbourne gezogen, um als Privatkoch und Food-Stylist zu arbeiten. Als ich nach Berlin zog, habe ich wieder angefangen, richtig zu kochen. Ich hatte Heimweh, also habe ich bengalische Gerichte gekocht und Leute eingeladen. Aus einem Abendessen wurden zehn, und dann ging es immer weiter. So entstand Roti Mami.

„Mir ist wichtiger, wie sich die Menschen durch das Essen fühlen, als wie ausgefallen es aussieht, aber es hilft, dass ich auch eine Food-Stylistin bin!“

Beschreibe deine Küche mit eigenen Worten. Warum hast du dich auf diese Küche spezialisiert? Wie ist deine Herangehensweise beim Kochen und an deine Küche?

Ich nenne es bengalisches Soul Food mit dem Geschmack der zweiten Generation. Es ist traditionell, aber ich gebe ihm meine eigene Note. Ich halte mich nicht wirklich an Rezepte, nur manchmal, wenn es um Rezepte meiner Mutter oder Großmutter geht. Ich koche wirklich aus Erinnerung und Gefühl. Es ist Essen, das emotional berührt, nicht nur technisch. Ich koche bengalisches Essen, weil ich damit aufgewachsen bin, aber auch, weil ich es nirgendwo anders in einer Form gesehen habe, die mir frisch, fröhlich oder unterhaltsam erschien. Das wollte ich ändern. Mir ist wichtiger, wie sich die Menschen durch das Essen fühlen, als wie ausgefallen es aussieht, aber es hilft, dass ich auch eine Food-Stylistin bin! 

Wie ist die Geschlechteraufteilung in der Berliner Gastroszene aus deiner Sicht ?

Es sind immer noch hauptsächlich Männer, die die großen Plattformen, das Geld und die Aufmerksamkeit bekommen, insbesondere weiße Männer. Es gibt viele Frauen, die großartige Arbeit leisten, aber oft bleibt das unbemerkt oder wird selbst finanziert. Ich glaube, dass sich das langsam ändert, insbesondere eher bei Community-geleiteten Projekten, aber es ist immer noch nicht gleichberechtigt.

 

„(…) es war wunderschön zu sehen, wie das Essen Menschen aus verschiedenen Diasporas miteinander verband, insbesondere mit anderen Menschen der zweiten Generation, die sich in den Gerichten wieder erkannten“

Hast du Erfahrungen außerhalb Berlins in der Gastronomie gesammelt? 

Ja, ich habe in London, New York, Mexiko-Stadt, Houston, Melbourne und Nashville gekocht. Jede Stadt hat mir etwas anderes beigebracht. London fühlt sich wie meine Heimat an, daher war es sehr emotional, dort ein Pop-up-Restaurant zu eröffnen. Es war wie ein Kreis, der sich schließt, und eine Hommage an meine Herkunft. New York hatte diese rohe Energie. Die Menschen dort waren neugierig und hungrig nach etwas Neuem, und es gab so viel Liebe für die kulturelle Seite meiner Arbeit, nicht nur für das Essen, sondern auch für die Geschichte dahinter. Mexiko-Stadt war auf die beste Art und Weise wild. Die Aromen, die Kreativität, die Offenheit – all das hat mich dazu motiviert, mehr zu experimentieren, und mir wieder bewusst gemacht, wie stark gemeinsame Mahlzeiten sein können, selbst wenn Sprache und Zutaten unterschiedlich sind. In Houston und Nashville war die Atmosphäre eher intim. Ich habe mich mit lokalen Teams zusammengetan, die bereits fantastische Supper Clubs betrieben, und es war wunderschön zu sehen, wie das Essen Menschen aus verschiedenen Diasporas miteinander verband, insbesondere mit anderen Menschen der zweiten Generation, die sich in den Gerichten wieder erkannten. Insgesamt habe ich gelernt, dass Essen die Menschen emotional berührt, egal wo ich hingehe. Unabhängig davon, ob sie damit aufgewachsen sind oder nicht. Es erinnert sie an ihre Tanten, ihre Cousins, ihre eigenen Geschichten. Diese Verbindung ist es, die mich antreibt.

Wie war dort die Geschlechteraufteilung?

Ehrlich gesagt, ziemlich ähnlich. In einigen Städten wie London oder New York sind Frauen in der Gastronomie stärker vertreten, insbesondere in Supper-Clubs oder Indie-Restaurants. Aber wenn es darum geht, wer das Geld, die Anerkennung oder die langfristige Unterstützung bekommt, sind es immer noch überwiegend Männer.

Was denkst du: Gibt es mehr oder weniger Frauen in dieser Position im Vergleich zu den Männern, die als Chefkoch arbeiten? Und woran könnte es deiner Meinung nach liegen?

Ja, auf jeden Fall. Vor allem, wenn es darum geht, wer als „Koch” bezeichnet wird oder wer Restaurants eröffnen oder Küchen leiten darf. Das heißt aber nicht, dass Frauen diese Arbeit nicht machen – sie haben sie schon immer gemacht, nur bekommen sie nicht immer die Anerkennung oder den Titel dafür. Ich denke, vieles hängt vom Zugang ab. Geld, Unterstützung, Sichtbarkeit – all das spielt eine Rolle. Und Frauen machen oft erst einmal emotionale Arbeit im Bereich Essen, bevor sie es professionell machen können, was sehr schwer ist.

 

„Wenn wir ehrlich sind, sind die meisten der besten Köche, die ich kenne, Frauen, die ihr ganzes Leben lang Menschen bekocht haben, ohne sich jemals als Köche zu bezeichnen. Das sagt viel aus.“

Wer inspiriert dich in deiner Tätigkeit als Chefköchin? Hast du Vorbilder/Idole? Nenne wenn möglich bitte drei. Meine Großmutter, immer. Sie ist die ursprüngliche Roti Mami. Sie hat mit so viel Herz gekocht und das an uns alle weitergegeben. Zoe Adjonyohs Arbeit hat mich schon früh sehr inspiriert. Die Art und Weise, wie sie Essen mit Politik und Kultur verband, hat mich sehr beeindruckt. Und natürlich Samin Nosrat , weil sie mit so viel Freude unterrichtet und alles menschlich erscheinen lässt.

Wer sind die bessere Chefköche: Frauen oder Männer? Ich glaube nicht, dass es eine Frage des Geschlechts ist. Es geht darum, wie man mit Sorgfalt, Instinkt und Seele kocht. Aber wenn wir ehrlich sind, sind die meisten der besten Köche, die ich kenne, Frauen, die ihr ganzes Leben lang Menschen bekocht haben, ohne sich jemals als Köche zu bezeichnen. Das sagt viel aus.

Der vorherigen Text ist eine Übersetzung aus dem Englischen eines E-Mail Interviews mit Rezma Rahman

Willst du mehr über Rezmas Arbeit erfahren? Dann schau auf rotimami.com oder folge ihr jetzt auf instagram

Bist du eine Chefköchin und möchtest mir deine Story erzählen, um diese auf frauchefkoch  zu veröffentlichen? Oder kennst du eine Chefköchin, die mir ihre Story für meinen Blog erzählen könnte? Dann schreibe mir eine E-Mail, ich freue mich auf deine Geschichte!

ENGLISH VERSION

I first met Rezma while working together in a big photo studio here in Berlin that specializes in food photography — me behind the camera, her styling the plates. She has this natural way of making everyone feel comfortable and connected, whether it’s on set or around a table. Since then, I’ve watched her take a bold step and launch her own project: Roti Mami.

Second-Gen Flavor, First-Class Soul: Rezma’s Journey from London to Berlin

Den Artikel auf Deutsch kann man hier lesen

What started in 2024 as her cooking Bengali soul food for friends because she missed the flavors of home has grown into a travelling pop-up that’s been to New York, London, Melbourne, Mexico City and beyond. For Rezma, Roti Mami “isn’t just food — it’s stories, music, identity and community all in one”. Every dish tells a story, and every pop-up feels like a celebration. “Roti Mami means everything to me. It’s how I connect to my culture, my grandma, my mum”, she says.

If you’re in Berlin, don’t miss the chance to experience it yourself at her next events on August 23rd, 24th, 30th and 31st at Geist im Glas in Neukölln.

To get a deeper sense of her story and her work with Roti Mami, I asked Rezma a few questions about her path as a chef, her cuisine, and her views on the food world in Berlin and beyond.

Interview with Rezma Rahman

eine Übersetzung ins Deutsche kann man hier lesen

„I was missing home, so I’d cook Bengali dishes and invite people over. Then one dinner turned into ten, and then it just spiralled from there. That’s when Roti Mami was born. „

How did you become a chef ? Please tell me your story.

I grew up in East London in a house where food was the centre of everything. My dad’s a chef, but my mum and grandma were the real bosses in the kitchen. I learned just by being around them, watching, tasting, listening. And helping a lot! 

I worked in food media for a bit, including on Saturday Kitchen, loved the TV side but wanted to take food more seriously so I went to culinary school for a bit and then moved to Melbourne to private chef and food style but when I moved to Berlin I started cooking again, properly. I was missing home, so I’d cook Bengali dishes and invite people over. Then one dinner turned into ten, and then it just spiralled from there. That’s when Roti Mami was born.

„I care more about how food makes people feel than how fancy it looks but it helps that I’m a food stylist too! „

Describe your cuisine in your own words. Why did you specialize in this kind of cuisine? What is your approach to cooking and to your cuisine?

I call it Bengali soul food with second-gen flavour. It’s traditional, but it’s got my own spin. I don’t really follow recipes, just sometimes if it’s my mum or grandma. I cook with memory and feeling really. It’s food that hits emotionally, not just technically.

I cook Bengali food because it’s what raised me, but also because I didn’t see it out there in a way that felt fresh or joyful or fun. I wanted to change that. I care more about how food makes people feel than how fancy it looks but it helps that I’m a food stylist too! 

 What is the gender distribution in the Berlin gastronomy scene from your point of view? It’s still mostly men getting the big platforms, the money, the attention, especially white men. There are loads of women doing amazing work but it’s often under the radar or self-funded. I do think that’s slowly shifting, especially in more community-led projects, but it’s still not equal.

„(…)it was beautiful to see how the food connected across diasporas especially with other second-gen people who saw themselves in the dishes.“

Did you gain experience outside of Berlin in gastronomy? 

Yeah, I’ve cooked in London, New York, Mexico City, Houston, Melbourne, and Nashville. Each city taught me something different. London feels like home, so doing a pop-up there was emotional, it was about coming full circle and honouring where I come from.

New York had this raw energy. The people there were curious and hungry for something different, and there was so much love for the cultural side of what I do, not just the food but the story behind it.

Mexico City was wild in the best way. The flavours, the creativity, the openness, it pushed me to experiment more and reminded me how powerful shared tables can be, even when language or ingredients are different.

In Houston and Nashville, the vibe was more intimate. I partnered with local crews who were already doing amazing supper clubs, and it was beautiful to see how the food connected across diasporas especially with other second-gen people who saw themselves in the dishes.

Overall, what I’ve learned is that no matter where I go, the food hits people emotionally. Whether or not they’ve grown up eating it. It reminds them of their aunties, their cousins, their own stories. That connection is what keeps me going.

What was the gender distribution outside of Berlin?

Honestly, pretty similar. Some cities like London or New York have more visible women in food, especially in supper club scenes or indie spaces. But when it comes to who gets the money, recognition or long-term backing, it’s still mostly men.

What do you think: Are there more or less women in this position compared to the men who work as a chef? And what do you think could be the reason?

Yeah, definitely. Especially when we’re talking about who gets called “chef” or who gets to open restaurants or lead kitchens. But that doesn’t mean women aren’t doing the work, they’ve always been doing it, just not always getting the credit or the title.

I think a lot of it comes down to access. Money, support, visibility, all of that plays a role. And women often end up doing food as emotional labour before they ever get to do it professionally which is so tough. 

„if we’re being real, most of the best cooks I know are women who’ve been feeding people their whole lives without ever calling themselves chefs. That says a lot“

Who inspires you in your job as a chef? Do you have role models / idols? If possible, please name three. My grandma, always. She is the original Roti Mami. She cooked with so much heart and passed that down to all of us.
Zoe Adjonyoh’s work really inspired me early on. The way she mixed food with politics and culture made a big impact.
And Samin Nosrat ovbiouslyyyy, for how she teaches with so much joy and makes it all feel human.

Who are the better chefs: women or men?

I don’t think it’s a gender thing. It’s about how you cook with care, with instinct, with soul. But if we’re being real, most of the best cooks I know are women who’ve been feeding people their whole lives without ever calling themselves chefs. That says a lot.

The previous text comes from an e-mail interview with Rezma Rahman

Do you want to know more about Rezma’s work? Then check out rotimami.com or follow her now on instagram

Are you a female chef in a leading role and want to tell me your story to publish on frauchefkoch? Or do you know a chef who could tell me her story for my blog? Then write me an E-Mail, I’m looking forward to reading your story!

 

 

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