Chefköchin im Berliner Kinderladen

Die strengsten Food Kritiker sind unter sechs Jahre alt und haben Hunger.  Andrea Ließ weiß es nur sehr genau: Bei ihrer Arbeit im Berliner Kinderladen Tentakel e.V. widmet sie sich der großen Verantwortung, den Kindern die Vielfältigkeit des Essens zu zeigen. Diese dabei zufrieden zu stellen, ist eine Herausforderung.  Mit viel Liebe und Freude meistert Andrea ihre Aufgabe jeden Tag unter der Woche und kümmert sich nach Feierabend um den eigenen Nachwuchs.

Ich habe Andrea im Kinderladen besucht und sie beim Kochen fotografiert. Für frauchefkoch hat sie mir ihre Story erzählt.

Interview mit Andrea Ließ

„Meinen Kindern zuliebe wollte ich einen Job, der weniger Zeit aber genauso viele Herausforderungen mit sich bringt und hier bin ich!“

Wie bist du Chefköchin geworden? Bitte erzähle mir deine Geschichte.

Ich wollte schon immer was Kreatives in meinem Leben machen und habe damals das Fachabitur in Grafik und Gestaltung gemacht. Erst wollte ich studieren, habe mich aber dagegen entschieden. Ich war oft bei meiner großen Schwester und habe für uns gekocht. Sie war jedesmal begeistert und meinte, ich solle unbedingt Köchin werden. Kochen ist kreativ, Kochen ist Kunst.
So bin ich von Köln nach Berlin gezogen und habe meine Lehre im Lindner Hotel angefangen. Nach einem Jahr wechselte ich ins Sofitel in Berlin und lernte die mediterrane französische Küche kennen. 2012 wurde ich mit Zwillingen schwanger und setzte für 10 Monate aus. Doch es war kein Grund für mich aufzugeben, da ich eine große Leidenschaft für diesen Beruf entwickelt hatte – es war wie eine Bestimmung für mich.
Anfang 2014 schloß ich meine Ausbildung erfolgreich ab. Ich blieb noch ein Jahr im Sofitel und war überwiegend im à la carte ( im Restaurant Le Faubourg ) und im Bankett als Saucier tätig. Danach hörte ich dort auf um ein wenig kürzer zu treten und auch was neues zu erleben.
Ich habe es schon immer geliebt anderen das Kochen beizubringen und so beschloß ich eine Weiterbildung zur Ausbilderin zu machen. 2016 habe ich meine AEVO-Ausbildereignungsprüfung erfolgreich abgeschlossen. Meinen Kindern zuliebe wollte ich einen Job, der weniger Zeit aber genauso viele Herausforderungen mit sich bringt und hier bin ich! Für mich ist es keine Kita: Es ist ein Restaurant mit den gleichen begeisterten kleinen und großen Gästen.

„Es ist von großer Bedeutung, dass die Zutaten biologisch, saisonal und regional sind und Fertigprodukte sind ein No-go.“

Beschreibe deine Küche mit eigenen Worten. Warum hast du dich auf diese Küche spezialisiert?
Wie ist deine Herangehensweise beim Kochen und an deine Küche?

Ich koche vegetarisch und um die Welt. Ich liebe es verschiedene Geschmäcker und Gerichte aus anderen Ländern zu kombinieren und alles aus einem Gericht herauszuholen. Es ist wichtig von klein auf die Vielfalt der Gerichte und die Möglichkeiten der Zubereitung zu zeigen.

Ich lasse mir meine Lebensmittel nicht liefern, sondern kaufe sie selber ein. So kann ich mich von der Frische und der Qualität selber überzeugen. Es ist von großer Bedeutung, dass die Zutaten biologisch, saisonal und regional sind und Fertigprodukte sind ein No-go. Das Brot backe ich natürlich auch selber und das Gericht farbenfroh und hübsch angerichtet: Das steigert den Appetit.

Wichtig ist es hier kindgerecht zu kochen, deswegen benutze ich oft frische Kräuter um das Menü abzurunden. Wenn ich zum Beispiel Risotto mache, nehme ich guten Essig statt Wein. So bekomme ich die typische Säure für dieses Gericht hin. Außerdem koche ich ökonomisch und versuche alles aus einem Lebensmittel herauszuholen und weiterzuverwenden.

Ich koche 200 verschiedenen Gerichte im Jahr. Einmal in der Woche koche ich mit den Kindern zusammen und erkläre ihnen alles über die Zutaten und Herangehensweise. So lernen sie, dass Kochen Spaß und das Essen glücklich macht. Das ist mein Ziel: Ich möchte andere glücklich machen.

Wie ist die Geschlechteraufteilung in der Berliner Gastroszene aus deiner Sicht ? Und Außerhalb?

Es sind definitiv mehr Männer am Herd. Aber ich denke, dass sich das in der Zukunft noch stark verändern wird. Weltweit dominieren die Männer in der Küche.

Wie vielen Chefköchinnen bist du in deiner Laufbahn begegnet?

Eine bis jetzt.

„Frauen wird dieser harte Beruf nicht zugetraut und sie werden oft unterschätzt.“

Was denkst du: Gibt es mehr oder weniger Frauen in dieser Position in Vergleich zu den Männern, die als Chefkoch arbeiten? Und woran könnte es deiner Meinung nach liegen?

Ich denke es gibt mehr Chefköche. Frauen wird dieser harte Beruf nicht zugetraut und sie werden oft unterschätzt. Doch Frauen können eine Küche genauso gut leiten.

Wie viele der Chefköchinnen werden in den Medien vorgestellt im Vergleich zu den männlichen Mitstreitern? (bitte denkt an Print, Radio, Tv)
Gibt es dafür eine Erklärung? Was denkst du darüber?

Über Frauen wird viel weniger berichtet. Früher war es ein typischer Männerberuf, aber in dem Hier und Jetzt zeigen wir, dass Frauen es genauso gut können. Und die Medien werden es auch öfter veröffentlichen.

„Meine Mutter hat immer mit viel Liebe frisch gekocht und ich fand es toll ihr zu helfen und zu lernen, was ich selber erschaffen kann.“

Wer inspiriert dich in deiner Tätigkeit als Chefköchin? Hast du Vorbilder/Idole?

Meine Mutter hat immer mit viel Liebe frisch gekocht und ich fand es toll ihr zu helfen und zu lernen, was ich selber erschaffen kann. Wir waren auch oft angeln und haben die Fische selber ausgenommen und zubereitet. Der ganze Umgang mit der Nahrung und die Verarbeitung des Lebensmittels, den nötigen Respekt vor der Natur und die Sorgfalt beim Kochen bis zum Essen hat sie mir beigebracht. Das gemeinsame Essen am Tisch war perfekt und hat mir Geborgenheit und Glück gegeben.

Tainá Guedes beeindruckt mich ebenfalls. Auch ihr ist die Achtsamkeit der Natur wichtig.

Wer sind die bessere Chefköche: Frauen oder Männer?

Es ist egal ob Mann oder Frau: Wichtig ist, dass die Leidenschaft und das Herz beim Kochen dabei sind!

Dieser Text stammt aus einem E-Mail Interview mit Andrea Ließ. Der Originaltext der Antworten stammt von Andrea Ließ.

Bist du eine Chefköchin und möchtest mir deine Story erzählen, um diese auf frauchefkoch zu veröffentlichen? Oder kennst du eine Chefköchin, die mir ihre Story für frauchefkoch erzählen könnte? Dann schreibe mir eine E-Mail, ich freue mich auf deine Geschichte!

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